Montag, 13. November 2017

Schicksalhafte Begegnung

Biographien von bekannten Persönlichkeiten haben mich schon immer
sehr interessiert.
Vor ein paar Tagen entdeckte ich dieses Zitat:
 
"Lasse dich leben, wie du bist,
ohne Kunststücke mit dir zu probieren,
ohne dich zwingen zu wollen, Dinge zu lieben,
die du nicht liebst."

*

Wenn ich solche Worte lese, dann interessiert es mich einfach,
wessen Geist eine solch weise Erkenntnis entsprungen ist.
In diesem Fall stammt die Erkenntnis, die ja meist etwas mit der
eigenen Erfahrung oder mit der von Menschen aus dem persönlichen
Umfeld zu tun hat, von Karoline von Günderrode.
Also habe ich recherchiert, um mehr über diese Dichterin der Romantik
zu erfahren, von deren poetischem Talent sogar Goethe und Brentano
angetan waren.

Sie wurde am 11. Februar 1780 in Karlsruhe geboren und ist mit
nur sechsundzwanzig Jahren am 26.07.1806 in Winkel (Rheingau)
gestorben. Das, was ich über sie und ihren dramatischen Todesumstand
während meiner Recherche erfuhr, ist wirklich ein erschütterndes
Schicksal.
Ihr kurzer Lebensweg zeigt einmal mehr, wie schicksalhaft Begegnungen
mit anderen Menschen sein können und wie sehr andere Menschen unser
Leben beeinflussen.

 
Fotoquelle

 Sie lebte in diesem kleinen Haus, welches sich im Hof des Gutshofes von

Bildquelle Wikipedia

Friedrich Carl von Savigny, ihrer ersten großen Liebe,
im hessischen Freigericht-Somborn befindet.
 
 
 
Karoline von Günderrode stammte aus einer angesehenen Familie,
die seit dem 16. Jahrhundert zu den führenden Patriziergeschlechtern von
Frankfurt gehörte. Als ihr Vater 1786 starb, zog die Mutter mit ihren fünf
Töchtern und ihrem Sohn nach Hanau. Im Alter von siebzehn wurde
Karoline in einem Adeligen Damenstift angenommen und zu einem
"sittsammen Lebenswandel" angehalten. Sie studierte Philosophie,
Geschichte, Literatur und Mythologie und sie hegte eine tiefe Sehnsucht
nach einem erfüllten und selbstbestimmten Leben.
Zu ihrem Freundeskreis gehörten Clemens Brentano, dessen Schwester
Gunda und Bettina von Arnim.
Während eines Ausfluges nach Heidelberg, den sie mit ihren Freunden
unternahm, lernte sie 1804 den verheirateten
 
 
  
Georg Friedrich Creuzer, einen deutschen Philologen, Orientalisten und
Mythenforscher, (geb. 10. März 1771, gestorben 16. Februar 1858) kennen.
Er war fasziniert von ihr als Weib und sie erwiderte seine Zuneigung.
Sie verliebten sich und versprachen einander sich bis in den Tod zu lieben.
Sie, Karoline, könne den Verlust seiner Liebe nicht ertragen, schrieb sie
ihm in einem der vielen Briefe, die heute von einigen als die schönsten
Liebesbriefe der Literatur angesehen werden.
 
Creuzer hatte jedoch nicht den Mut, sich von seiner Frau zu trennen
und als er krank wurde und seine Frau in gesundpflegte, schwor er ihr,
sich von Karoline zu trennen.
 
Karoline erhielt die Nachricht, dass Creuzer sich von ihr trennen wolle,
am 26. Juli 1806 in Winkel, wo sie sich zu dieser Zeit mit einer Freundin
aufhielt. Es ist der Tag, an dem diese schicksalhafte Begegnung des
Georg Friedrich Creuzer und der Karoline von Günderrode,
ein tragisches Ende nehmen sollte.
Karoline nahm sich noch am selben Tag, dem 26. Juli 1806,
am Rheinufer auf dramatische Weise das Leben.
Sie erstach sich selbst mit einem Dolch.
 
~*~
 
Als ich das las, musste ich erst einmal innehalten.
Mal ganz abgesehen davon, dass diese junge Frau völlig verzweifelt über
den schmerzvollen Verlust ihrer großen Liebe gewesen sein musste,
so war es doch blankes Entsetzen, welches mich bei der Vorstellung
der brutalen Art und Weise wie sie sich das Leben nahm, erfasste.
Wie entsetzlich, sich selbst einen Dolch in die Brust zu rammen.
Das ist wirklich unglaublich !
Was gibt es und gab es doch für unglaubliche Schicksale in der
Geschichte der Menschheit  !
 
*
 
An Creuzer schrieb sie einmal folgende Zeilen:
 
Seh' ich das Spätrot, o Freund, tiefer erröten im Westen,
Ernsthaft lächelnd, voll Wehmut lächelnd und traurig verglimmen,
O dann muß ich es fragen, warum es so trüb und dunkel;
Aber es schweiget und weint perlenden Tau auf mich nieder.
 
*
 
Interessant, auf welche Biographien man stößt,
wenn man ein zufälliges Zitat liest !
Viel interessanter sind jedoch die Persönlichkeiten,
die sich hinter solch weisen Worten verbergen.
Zweihundert Jahre alte Worte.
Worte aus einer Zeit der Romantiker*innen.
Worte von einer starken und eigenwilligen Frau,
die gerade mal Mitte Zwanzig war.
 
*
 
Heutzutage hat die Romantik keinen Platz mehr in
dieser chaotischen Welt.
Heutzutage zählt nur noch der schnöde Mammon,
der Profit, der Egoismus, die Rücksichtslosigkeit.
Für die Liebe ist in dieser kalten Welt kein Platz mehr !
 
Heute schreibt man keine Liebesbriefe mehr.
Viel zu zeitaufwendig !
Heutzutage wird getwittert.
Mehr als drei Zeilen will heutzutage
sowieso kaum jemand mehr lesen -
und selbst denken geht erst recht nicht.
Viel zu anstrengend !
 
~*~
 
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 
 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Danke für Deinen Kommentar. Ich freue mich sehr, dass Du Dir die Zeit für ein paar nette Worte nimmst.

Aufgrund der neuen Datenschutzrichtlinien (DSGVO) bitte ich folgendes zu beachten:
Mit der Nutzung der Kommentarfunktion dieser Webseite, die von Google zur Verfügung gestellt wird, erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten auf dem Google- Server einverstanden.